Das Gemälde "Inneres der Werkstatt Landenbergers" von Wilhelm Geyer zeigt das Atelier seines Stuttgarter Akademieprofessors Christian Landenberger (1862-1927), bei dem Geyer von 1919 bis 1926 gelernt und der ihn mit der deutschen Interpretation des Impressionismus vertraut gemacht hatte. Dargestellt ist eine typische Künstlerwerkstatt in einer Akademie, in der mehrere Maler an der Staffelei arbeiten. Durch ein großes, dreiteiliges Fenster fällt gleichmäßiges Licht. Über der Szenerie lagern sanfte Braun-, Ocker-, Gelb- und Grautöne. Diese Stimmung entspricht der stillen Konzentration der Akteure. Die Hell-Dunkel-Kontraste setzen rhythmische Akzente. Die erdigen, melancholischen Farbklänge veranschaulichen die Farbauffassung des Studenten Wilhelm Geyer in Anlehnung an sein Vorbild Landenberger. Auch die flächige Farbtektonik und der Farbauftrag in groben Rechteckstrukturen sind der Schule Landenbergers entlehnt. In dem schimmernden Licht, auf der Leinwand des mittig sitzenden Malers oder im Kittel des rechts stehenden Künstlers kündigt sich ein religiöses Pathos an. Der Maler in dem hell erleuchteten Gewand erhält eine völlig neue Anmutung: Er wirkt wie ein Priester. Das Gemälde mit seinem transzendierenden Lichtpathos weist in Geyers religiöse, malerische Zukunft. Das Bild ist eine Hommage an den Professor selbst, zugleich aber auch ein selbstbewusstes Sich-Messen mit dessen Können. Wilhelm Geyer reflektierte über die etablierten malerischen Gestaltungsmittel seiner Akademieausbildung, zog ein Fazit, um schon bald darauf aus dieser Welt auszubrechen.
Signiert unten rechts "W. G."